Das Inland der Niederlande ist langweilig – dachte ich…
Fünf Tage, 500 Kilometer, von Deutschland aus quer durch die Niederlande und wieder zurück – als Bikepacking Reise. Klingt erstmal nach Nordsee, Leuchttürmen und holländischer Gemütlichkeit, oder?
Tja – Tag 1, die Kette springt raus. Ich stehe irgendwo am Straßenrand und denke: „Mega, das geht ja gut los.“ Und ehrlich gesagt, das war nicht mal das Enttäuschendste. Ich wollte ursprünglich an der Nordseeküste entlangfahren – Meerblick, frische Brise, so der Plan. Aber was ich bekam, war ein endloser Deich, Wind von vorne und das Meer? Fast nie zu sehen.
Aber dann kam der Wendepunkt. Ich hab den Kurs geändert, bin weiter ins Landesinnere. Und plötzlich: Wälder, Heidelandschaften, kleine Dörfer – und dieser Moment, wenn du völlig allein durch die Natur rollst und alles einfach still ist. Genau dafür macht man das.
In diesem Reisebericht erzähl ich dir genau, wie diese Tour wirklich war – ehrlich, ungefiltert, mit kleinen Pannen und grossen Ausblicken. Falls du auch mal überlegst, mit dem Rad durch die Niederlande zu fahren, bekommst du hier alles, was du wissen musst.

Tag 1 – Euphorie, Rückenwind und die ersten Probleme bei meiner Bikepacking Reise durch die Niederlande
Der erste Tag fühlt sich immer besonders an. Du sitzt das erste Mal richtig auf dem Rad, alles ist gepackt, der Tacho steht auf null, und du denkst: „Jetzt geht’s los – endlich raus.“ Genau so war’s bei mir. Ich bin morgens von Deutschland aus gestartet, das Wetter war top, und die Kilometer flogen nur so dahin. Rückenwind, flache Wege und du hast anfangs das Gefühl, du könntest bis ans Ende der Welt radeln.
Aber: Zu viel Euphorie rächt sich schnell.
Irgendwann macht es plötzlich klack – und die Kette ist raus. Mitten an der Landstraße. Kein Dorf weit und breit, keine Bank, kein guter Untergrund. Nur ich, mein Rad, ein bisschen Fluchen und die Suche nach meiner Geduld. Denn wenn ich etwas NICHT habe, dann ist es das. Vielleicht kennst es von dir: Die ersten 10 Minuten schraubst du noch mit Geduld, danach wird’s kreativ…
Und natürlich testet man so etwas nicht vorher zuhause. Nein. Auf der Tour ist natürlich der perfekte Zeitpunkt, um sich mit der Kette deines neuen Fahrrads auseinanderzusetzen. Aber nach ein paar dreckigen Händen und ein bisschen Fluchen war die Kette wieder drin. Naja, dann kann ja erstmal nichts mehr schief gehen.
Der Rest des Tages war dann eher entspannt. Ich habe dann noch spontan meinen Plan geändert und bin bereits am ersten Tag in die Niederlande gefahren. So hab ich’s dann noch bis zur Grenze geschafft. Erster Stempel im mentalen Reisepass. Und auch wenn die Panne genervt hat – so beginnt halt jede gute Geschichte, oder?

Tag 2 – Nordseeküste & Ernüchterung beim Bikepacking durch die Niederlande
Ich hab mich richtig auf diesen Tag gefreut. Nordsee! Das klang nach Meeresrauschen, Möwen, weitem Blick und der perfekten Kulisse für einen entspannten, langen Radtag. Ich hatte mir vorgestellt, dass ich mit Salz auf den Lippen und Wind in den Haaren an der Küste entlanggleite – meine YouTube-Community hätte es gefeiert.
Die Realität? Nicht ganz so episch.
Was man bei der Planung nicht unbedingt bedenkt: Du fährst zwar an der Nordsee, aber du siehst sie fast nie. Der Deich ist ständig zwischen dir und dem Wasser – ein riesiger, endloser Graswall, der dir jede Aussicht versperrt. Statt Wellen siehst du Schafe. Statt Sand nur Asphalt und Windräder.
Und der Wind? Immer von vorne. Natürlich.
Nach ein paar Stunden fühlte sich der Weg mehr nach Abarbeiten an als nach Abenteuer. Ich hab irgendwann angehalten, mich auf einen kleinen Hang gesetzt und gedacht: „Ist das jetzt die Tour, die ich mir vorgestellt hab?“ Es war nicht schlecht – aber halt auch nicht das, was ich gesucht hab. Keine Abwechslung, keine kleinen Überraschungen am Wegesrand, kaum echte Begegnungen.
Ich hab an dem Tag lange überlegt: Dranbleiben und hoffen, dass es besser wird? Oder umplanen?
Ihr wisst ich bin ungeduldig. Also hab ich kurzerhand umgeplant. Und das war die beste Entscheidung der ganzen Reise.
Also hab ich’s gemacht. Ich bin abgebogen. Weg von der Nordsee, rein ins Landesinnere. Und das war wie ein Szenenwechsel im Film.

Tag 3 – Die Wende: Ab ins Landesinnere
Am dritten Tag konnte ich endlich die wirkliche Schönheit der Landschaft genießen. Klar, es war der ursprüngliche Plan an der Küste zu fahren – aber es hat sich einfach nicht gut angefühlt. Und wenn eine Tour eines lehrt, dann sich an mein Lieblingsmotto zurückzuerinnern: kein Plan ist der beste Plan.
Kaum war ich vom Deich runter, war da plötzlich Leben. Kleine Strässchen, Bauernhöfe, Felder, Vögel. Ich fuhr durch ruhige Dörfer mit Kopfsteinpflaster, sah Leute, die im Garten werkelten, Rentner auf alten Hollandrädern – und alles wurde irgendwie… echter.
Und dann kam der erste Wald. Ein schmaler Weg führte mich zwischen dichten Kiefern hindurch, der Boden weich, die Luft kühl, das Licht flackerte durch die Bäume. Es war völlig still – nur das leise Surren der Reifen und mein eigener Atem. Kein Wind, keine Autos, keine Zivilisation.
Das war der Moment, in dem ich wusste: Genau deswegen mach ich das hier – Bikepacking durch die Niederlande.

Tag 4 & 5 – Wälder, Heide & kleine Orte auf der Heimreise
Nachdem ich die Küste hinter mir gelassen hatte, wurde jeder Tag besser. Tag 4 fühlte sich an wie pures Bikepacking-Glück. Ich war irgendwo im Nirdendwo unterwegs, in Landschaft aus Wald, Heide und Sandwegen mitten in den Niederlanden. Keine grossen Städte, kaum Verkehr, nur Natur. Und das Beste: Die Wege dort sind wie gemacht fürs Radfahren.
Ich bin durch endlose Wälder gerollt, vorbei an Heide, kleinen Seen und manchmal einfach nur durch stille Weite. Es gab Strecken, da habe ich über eine Stunde lang keinen anderen Menschen gesehen. Nur ich, mein Rad und dieser fast schon meditative Rhythmus des Fahrens.
Übernachtet habe ich auf kleinen Campingplätzen. Nichts Wildes, aber genau richtig für diese Tour. Nach einem langen Tag auf dem Sattel braucht man kein Luxus – nur eine Dusche, was Warmes zu essen und das gute Gefühl, sich komplett ausgepowert zu haben.
Am letzten Tag ging’s langsam wieder Richtung Deutschland. Der Körper war müde, aber der Kopf ganz ruhig. Es war dieses angenehme Gefühl von “endlich unterwegs sein“, das wonach ich mich im Alltag immer sehne. Ich wusste: Die Reise war nicht perfekt. Aber genau das hat sie besonders gemacht.

500 km durch die Niederlande – lohnt dich diese Bikepacking-Tour?
Wenn du mich fragst, ob ich die Tour nochmal machen würde, sage ich: Ja – aber anders.
Die Nordseeküste? Kann man machen. Muss man aber nicht. Wenn du Meer willst, fahr ans Meer und bleib da ein paar Tage. Aber wenn du fahren willst – wirklich fahren, erleben, entdecken – dann geh ins Landesinnere. Da versteckt sich die aufregende Landschaft: Wälder, Heide, kleine Strassen, echte Ruhe.
Was ich auf dieser Tour gelernt hab: Bikepacking ist kein durchgeplanter Urlaub. Es ist ein Abenteuer auf Zeit. Und manchmal bedeutet das, dass du Pläne über den Haufen schmeisst, weil dein Bauch dir sagt: „Hier lang ist besser.“
Die schönsten Momente passieren nicht dort, wo’s auf der Karte spannend aussieht. Sie passieren, wenn du vom Weg abweichst. Wenn du einfach losfährst, den Wind ignorierst und irgendwo im Nirgendwo plötzlich stehenbleibst, weil es da einfach schön ist.
Wenn du also überlegst, mit dem Rad durch die Niederlande zu fahren: Tu’s. Aber sei bereit, umzudenken. Nicht alles wird glatt laufen. Aber genau das macht’s besonders.
Und nimm ein Multitool mit. Du wirst es brauchen.